Zwei Hobbynomaden auf Tour

Nach ausführlicher Erörterung möglicher Routen durch die Gebiete der Mongolei buchen wir über ein Hostel einen einwöchigen Trip in das Zentrum des Landes. Gleich am nächsten Morgen werden wir früh in Ulan Bator abgeholt. Es geht zunächst zu einem Lebensmittelmarkt mit über hundert kleinen Ständen, wo wir Essen für unsere kleine Gruppe für die bevorstehenden Tage kaufen. Die Gruppe besteht aus Miki, einer schüchternen Japanerin, Tseenee, unserer Übersetzerin und Reiseleiterin, Bajaraa, unserem laut-lustigen Fahrer und uns beiden.

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Unsere kleine Reisegruppe am Großen Weißen See

Wir fahren gen Süden, auf einer der wenigen asphaltierten Straßen der Mongolei. Kurz nach Ulan Bator steigt Bajaraa erst einmal aus, um die Räder unseres russischen Vans festzuziehen. In dieser Woche wird er noch viele Male anhalten, Ersatzteile kaufen und am Van herumschrauben. Schon bald verlassen wir die Straße und fahren fortan und für den Rest des Trips querfeildein. Bajaraa ist ein alter Routinee und hat keine Schwierigkeiten im Gelände, unsere Bandscheiben und Moppis Magen hingegen schon.

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Unser Fahrer und sein Allrad-Van - beide robust und unverwüstlich

Am ersten Tag hat Tseenee keine Lust zu kochen, also essen wir in einer Raststätte. Hier machen wir das ersten Mal Bekanntschaft mit dem typisch mongolischen Milchtee: grüner oder schwarzer Tee, der mit Yak- oder Ziegenmilch aufgekocht wird und dem eine ordentliche Portion Salz beigefügt wird – sehr gewöhnungsbedürftig. Danach fahren wir den ganzen Tag bis wir gegen Abend im ersten Gästehaus einkehren. Es ist keinesfalls ein Haus, vielmehr vermieten Familien für ein paar Taler eine ihrer Jurten an Gäste. Zur Begrüßung laden uns alle Familien, bei denen wir einkehren, in ihre eigene Jurte ein und bewirten uns traditionell mit Milchtee. Beim Nachschenken lehnen wir allerdings immer sehr freundlich ab.

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Miki und Moppi beim Frühstück in der Jurte

Die Übernachtung in den Jurten fühlt sich ein bisschen wie im Ferienlager an. Eine einzelne, von einer Autobatterie oder einem Generator betriebene Lampe spendet Licht. Mittig steht ein eiserner Ofen, der abends mit Holz oder Kuhdung geheizt wird. Wenn es warm wird, sitzen wir im T-Shirt auf unseren Betten, spielen Karten oder reden über Gott und die Welt. Tseenee erzählt uns über die Mongolen und auch Miki taut nach ein paar Tagen auf und berichtet uns von ihren vielen Reisen durch Asien. Kurz vor dem Zubettgehen trauen wir uns nochmal nach draußen in die eiskalte Nacht. Wir haben noch nie so viel Sterne gesehen. Man kann die Milchstraße und immer wieder Sternschnuppen sehen. Tseenee bleibt lieber drin. Für sie ist das nichts Besonderes und wir können sie damit nicht aus der Jurte locken. Wenn wir eingeschlafen sind und der Ofen langsam ausgeht, wird es frostig. Trotz unserer dicken Winterschlafsäcke und der zusätzlichen Decken wachen wir nachts öfters von der Kälte auf.

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Tseenee kocht und Franzi verteidigt den Proviant

Morgens kurz nach sechs heizt jemand von der Gastfamilie den Ofen wieder an. Ein Luxus, für den wir alle sehr dankbar sind. Meistens stehen wir dann gegen acht auf, frühstücken in der Jurte und machen uns auf dem Weg zum Ziel des Tages. Mittagessen gibts unterwegs. Wir halten an einem Fluss, an einem Berg oder im Wald und Tseenee bereitet im Heck des Vans auf einem Campingkocher das Essen. Es schmeckt recht lecker, was mir aber etwas Probleme macht, ist die Art des „Abwaschens“ in freier Natur. Alles wird nur mit einem Lappen mit kaltem Wasser abgewischt und abends hat man noch den leichten Nachgeschmack von Frühstück und Mittag am Besteck. Was auch etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist das Ess- und Trinkverhalten der Mongolen. Alles halbwegs Flüssige wird lautstark geschlürft und das Essen wird quasi von der Gabel angesaugt. Es geht tatsächlich leichter, aber wir müssen zusehen, dass wir uns das vor unserer Rückkehr wieder abgewöhnen. 🙂

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Morgenhygiene bei 5 Grad Celsius

Unsere erste Station ist Karakorum, die ehemalige Hauptstadt des großmongolischen Reichs, welches durch die erstmalige Vereinigung der vielen mongolischen Stämme unter Dschinghis Khan entstand. Wir besichtigen die alte Tempelanlage und lassen uns im Museum durch die mongolische Geschichte führen. Danach geht es in einer langen Fahrt zum Großen Weißen See. Von dort unternehmen wir am nächsten Tag einen Ausritt zum nahegelegenen Vulkan. Also Ausritt heißt, ein ganz gemütliches, anfängerfreundliches Dahintrotten. Das lässt uns genügend Zeit, die total surreale Landschaft zu betrachten, ein riesiges schwarzes Feld aus Lavagestein mit gelben Nadelbäumen. Moppi und ich besteigen den Vulkan zu Fuß und umrunden den Krater einmal, bevor es mit den Pferden wieder zurück zum Lager geht. Als wir dort absteigen, können wir kaum stehen, geschweigedenn laufen. Wer das erste Mal auf einem Pferd gesessen hat und das gleich für ein paar Stunden, weiß sicherlich wovon wir reden.

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Fantastischer Blick in den Vulkankrater und auf das Lavafeld

Ein kleines Highlight ist der Besuch der heißen Quelle am vierten Abend. Wir sind die einzigen Besucher und genießen das Bad im warmen Wasser des Außenbassins. Außerdem ist es die erste und einzige Gelegenheit in dieser Woche, uns zu waschen. Die letzten Stationen unseres Trips sind der rote Wasserfall und die kleinen Sanddünen des Khugnu Khaan Naturreservats. Unterwegs kreuzen immer wieder Herden von Ziegen, Schafen, Yaks und Pferden unseren Weg, manchmal in Begleitung eines Mongolen auf Pferd oder Motorrad, meist aber ohne. Die vereinzelten Jurten in der Ferne machen den Eindruck von ruhiger Entspanntheit. Es ist schade, als wir nach 7 Tagen von unseren Reisebegleitern Abschied nehmen müssen, aber die Aussicht auf Dusche und Waschmaschine ist auch verlockend.

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Trockenen Fußes zum Wasserfall


Two hobby nomads tripping

After having thoroughly discussed all kinds of routes around Mongolia we book a one week trip to Central Mongolia at a hostel. We get picked up right the next morning very early in Ulan Bator. First we go to the black market with more than a hundred stalls where we buy food for the upcoming week for the whole group. The group consists of Miki, a shy Japanese, Tseenee, our translator and guide, Bajaraa, our funny driver, and the two of us.

He is driving South using one of the few paved roads in Mongolia. Soon after having left Ulan Bator, Bajaraa gets out to tighten the wheels of our Russian van. During this week he will stop many more times, buy spare parts and repair one or the other thing at the van. After a while we leave the road and for the rest of the trip we drive off-road. He is very experienced and has no problems with that territory, unlike our spinal disks and Moppis stomach.

The first day Tseenee doesn’t feel like cooking so we eat at some truck stop. Here we first get to know the typical Mongolian milk tea: green or black tea being boiled with yak or goat milk and then a big portion of salt is added – very strange to us. After finishing our lunch we drive the rest of the day until we reach the first guest house in the evening. It is not a house as such, families rent out some of their gers for small money. For greeting the families invite us into their own ger and of course offer their traditional milk tea. We always politely refuse when it comes to refilling though.

Sleeping in a ger feels a bit like holiday camping. Only one lamp powered by a car battery or a generator lights us. In the centre is an iron stove that is heated up at night with wood or cattle dung. When it is warm we sit in our shirts on the beds, play cards and talk about God and the world. Tseenee tells us stories about Mongolians and also Miki is becoming more talkative after some time and tells us about her previous trips around Asia. Just before sleeping we sneak outside into the ice cold night. We have never seen so many stars before! You can even see the milky way and quite many shooting stars. Tseenee prefers to stay inside, for her it is nothing special anymore and we cannot convince her out of the warm ger. After falling asleep the fire slowly dies and it’s getting really frosty. Despite our winter sleeping bags and some additional blankets we wake up frequently due to the cold.

Around 6 am some host family member comes to heat the stove again. A kind of luxury we are very thankful for. Around 8 am we mostly get up, have breakfast in the ger and leave for the trip of the day. We have lunch on the road. Therefor we stop by a rover, a mountain or in the wood and Tseenee is preparing food in the back of the van using two camping stoves. It tastes delicious, but what bothers me a bit is how the dishes are cleaned outdoor style. Everything is just cleaned by some cloth and cold water and at dinner you can still taste some notions of breakfast and lunch. What is also something to get used to is the way Mongolians eat and drink. Everything liquid is noisily slurped and food is literally vacuumed off the spoon. Indeed it is easier to do so and we will have to get used to European eating once we return back home. 🙂

The first stop is Karakorum, the former capital of the Great Mongolian kingdom, when Genghis Khan united several Mongolian tribes. We visit the old temples and in the local museum we time travel through Mongolian history. After another very long drive we reach the big white lake. From there we take a ride on horse back the next day to a volcano close by. Well, ride means in this case a slow and beginner friendly trotting. It gives us enough time to watch the vast surreal landscape; the huge black field of lava with yellow conifers. Moppi and I hike up on the volcano and surround the top once before we ride back to our camp. When getting off the horses, we can barely stand, not speaking of walking. Who ever sat on a horse for the first time for a few hours knows what we are talking about for sure.

A highlight on the trip is visiting the hot spring on the fourth evening. We are the only guests and we really enjoy bathing in the hot outdoor basin. Actually this is the first and only opportunity this week to wash ourselves. The last stop on the trip is the red waterfall and the small sand dunes of the Khugnu Khan natural reserve. On the way we cross herds of goats, sheep, yaks, and horses, sometimes accompanied by a Mongolian riding a horse or a motorbike, but mostly they are alone. The single gers in the far distant leave the impression of a calm life in harmony with nature. It is a pity to say goodbye after seven days, but the shower and washing machine back in Ulan Bator are somewhat appealing too.

5 Gedanken zu “Zwei Hobbynomaden auf Tour

  1. Habe wieder gespannt gelesen, was Ihr erlebt habt, auch die Fahrt in der Transsib. Wie bezahlt Ihr in der Mongolei, wenn Ihr einkauft? Wie ist die Umrechnung zum Euro? Wie kalt war es in der Nacht? Nun genug gefragt. Warte ungeduldig auf den nächsten Bericht.
    Viele Grüße, Bärbel

    • Hallo Bärbel, mit unseren Kreditkarten können wir in jedem Land Geld in der lokalen Währung abheben. 2300 mongolische Tugrik sind ungefähr ein Euro. Da es keine Münzen gibt, hatten wir immer ein dickes Portemonnaie voller Scheine.
      Nachts hatten wir schon Frost, tagsüber hatten wir von Sonne bis Schnee alles dabei.
      Liebe Grüße und bis bald

  2. Es ist immer sehr interessant eure Berichte zu lesen und Bilder anzuschauen da kann man ein wenig neidisch werden 🙂
    Liebe Grüße aus Egeln

  3. Wunderschöne Naturaufnahmen. Es ist schön zu wissen, dass der Natur in einigen Gegenden der Welt noch so viel Raum gegeben wird. Auch wenn die Menschen in einfachen Verhältnissen leben, ist es doch mehr im Einklang mit der Natur – teilweise zumindest.

  4. Hallo Ihr Zwei,
    ich habe voller Spannung Eure Reiseberichte gelesen und finde es klasse, dass Ihr auf diese Art und Weise Land und Leute kennenlernt. Hut ab. Ich glaube, ich hätte nicht den Mut dazu. Ich wünsche Euch noch viel Spaß und freue mich schon auf die nächsten Berichte und hoffentlich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Vielleicht kommt Ihr ja auf Eurer Rückreise im schönen Niedersachsen vorbei. Hier kann man auch „viel Land und Leute kennenlernen“.
    Liebe Grüße

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