Im Land des Lächelns

Nach ein paar sehr erholsamen Tagen auf der malaysischen Insel Langkawi machen wir uns auf den Weg nach Thailand. Der Einfachheit halber haben wir die Fahrt über See und Land zwei Tage vorher gebucht. Morgens holt uns ein Fahrer in seinem Privat-PKW ab und fährt uns zunächst ans andere Ende der Insel. Am Fähranleger kauft er zwei Tickets und teilt uns mit, auf der thailändischen Seite würde jemand auf uns warten, der uns schon erkennen würde. Inzwischen haben wir soviel Gelassenheit in derartigen Dingen entwickelt, dass wir ganz entspannt in die Fähre steigen und beide noch etwas Schlaf nachholen. Drüben angekommen greift uns eine Frau von einem kleinen lokalen Reisebüro ab und setzt uns aufs Heck eines kleinen LKW, einem sogenannten Songthaeo. Die sind ein ganz gängiges Transportmittel hier, welches wir später überall wiedertreffen. Sie gibt dem Fahrer einen dicken Umschlag mit Geld und nachdem die beiden Pritschen im Heck voll belegt sind, gehts los. Der Songthaeo bringt uns zum nahegelegenen Busbahnhof. Dort hatten wir eigentlich einen richtigen Bus erwartet, aber stattdessen steigen wir in einen weißen Kleinbus ein. Unser LKW-Fahrer übergibt den dicken Geldumschlag an den Kleinbusfahrer, nimmt sich aber vorher seinen Teil der Gage heraus. Für Moppi ist es faszinierend, diesen physischen Geldfluss mitzuerleben. Kurz nach der Geldübergabe geht es im voll besetzten Kleinbus auf den mehrere Stunden dauernden Weg nach Trang, wo dann ein Fernbus wartet. Auch in Trang findet wieder eine wohl organisierte Geldübergabe statt und dann sitzen wir auch schon in einem bequemen Überlandbus nach Phuket, der komischerweise eine halbe Stunde früher abfährt und tatsächlich nur auf uns zu warten schien.

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Das Speedboot zur Koralleninsel startet direkt vom Strand

Auf der Phukethalbinsel mieten wir uns in einem Gästehaus am Kata Beach ein. Der Strand und die umliegende Gegend ist fest in russischer Hand, fast alles ist in Thai und Russisch geschrieben und manches sogar nur in Russisch. Vor fast zehn Jahren hat hier der verheerende Tsunami gewütet. Von den Schäden ist aber nichts mehr zu sehen und das Meer tut so friedlich, als wäre nie etwas gewesen. Leider ist nicht alles so ruhig wie das Meer. Die drei Monate des gemeinsamen Reisens lösen langsam aber sicher einen Lagerkoller bei uns aus. So kommt es, dass Frau am Nachmittag auch mal allein am Strand liegt oder Mann abends einen Tisch für sich im Restaurant hat. Renkt sich aber alles wieder ein.

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Kurzes aber herzliches Treffen mit einer chinesischen Reisegruppe

Nach ein paar Tagen fahren wir nach Rawai, auf die andere Seite der Halbinsel. Früher war hier mal einer der ersten Badestrände auf Phuket. Der Tsunami von 2004 hat den Strand aber ganz schön mitgenommen und statt zum Baden dient er heute eher als Ankerplatz für Fischerboote. Daneben starten von hier auch im Minutentakt Speedboote zu einigen der nahegelegenen kleinen Inseln. Kho Bo soll sehr schön sein, also kaufen wir ganz spontan zwei Tickets und lassen uns zur Anlegestelle fahren. Dort angekommen, kleine Überraschung: „Nee sorry, heute fahren wir nicht nach Kho Bo, nur nach Coral Island.“ Naja, wieso nicht. Koralleninsel – klingt auch gut. Kurz nach unserer Ankunft taufen wir die Insel allerdings um in China Island. Wir sind am chinesischen Hotspot gelandet! In Massen werden hier chinesische Touristen herübergekarrt. Das Essen und die Aktivitäten sind bereits im Voraus gebucht, es gibt ein Dutzend chinesischer Reiseleiter, die den Leuten per Megafon sagen, wann sie wohin gehen müssen und was sie dort tun sollen. Da die meisten Chinesen nicht schwimmen können, stehen sie beim Baden zu Hunderten mit ihren Schwimmwesten in hüfttiefem Wasser. Von den vielleicht mal blühenden Korallen, die der Insel ihren Namen gegebenen haben ist leider kaum noch etwas übrig. Moppi und ich beschließen letztendlich, dass wir uns nicht über unseren fehlgeleiteten Inselbesuch ärgern und fangen sogar ein bisschen an, das Spektakel aus sicherer Entfernung zu genießen. Schließlich treibt uns ein aufziehendes Gewitter zurück aufs Festland.

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Fast fertig mit dem Anlegen der Ausrüstung und auch gleich weg

Der hauptsächliche Grund für unseren Abstecher nach Rawai war eine Tauchschule, die uns unser Tauchlehrer Dirk auf Bali explizit empfohlen hat. Poseidon Diving wurde in den 1970ern von Klaus gegründet, der damals die meisten der heute bekannten Tauchspots in der Gegend überhaupt erst erschlossen hat. Klaus ist über 70 und auch heute noch permanent mit seinen Kunden auf Tauchsafaris unterwegs. Uns wird er aber nicht begleiten, da er am gleichen Tag auf eine mehrtägige Tauchtour aufbricht. Am Ende sind wir zu acht auf dem Tauchboot, zwei Crewmitglieder, unser Tauchguide Max, ein Paar aus Osnabrück, ein Typ aus Berlin, Moppi und ich. Es ist eine angenehme kleine Gruppe. Die Jungs gehen zwei Mal tauchen, wir Mädels schnorcheln und zwischendurch gibt es leckeres Mittagessen und frische Ananas auf dem Oberdeck. Unser Plan ist, abends noch irgendwie nach Bangkok zu kommen. Da Moppi vom Tauchen zuviel Stickstoff im Blut hat, kann er heute nicht mehr fliegen. Damit ist der Nachtbus die sinnvollste Alternative. Gebucht ist noch nichts. Früher hätte es uns nervös gemacht, einen Ausflug zu machen und nicht zu wissen, wie und ob wir danach weiterkommen. Lektion zwei unserer Reise ist aber: es geht immer irgendwie weiter. Wenn wir diesen Bus nicht kriegen, nehmen wir den nächsten oder fliegen einen Tag später oder was auch immer. Es klappt aber alles problemlos und am nächsten Morgen kommen wir nach zehnstündiger Fahrt in der Hauptstadt an.

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Die Kanonen vor dem Verteidigungsministerium und der Große Palast

Angefixt von wilden Bangkokfilmen wie „Hangover 2“ habe ich ein Hostel in der Nähe der legendären Khao San Road gewählt und werde leider bitter enttäuscht. Das einzig Exotische an dieser Partymeile sind Stände mit frittierten Insekten. Ansonsten ist es der thailändische Ballermann, es gibt Wodka aus Eimern, Techno und Unmengen europäischer Partytouristen. Bangkok selbst ist eine gute Mischung der südasiatischen Großstädte, die wir bisher besucht haben: nicht ganz so schick wie Kuala Lumpur und nicht ganz so schmutzig und verkehrschaotisch wie Jakarta. Wir schlendern durch die Straßen und schauen uns die Sehenswürdigkeiten an, die uns auf dem Weg begegnen. Manchmal hüpfen wir in irgendeinen Bus, fahren ziellos durch die Stadt, beobachten das Geschehen ringsherum und steigen irgendwo zufällig aus. Auf die Art finden wir die eine der andere interessante Gegend und landen einmal auch in einem neu eröffneten Katzencafe. Moppi ist seit unserem Aufenthalt in Kuala Lumpur nämlich großer Katzenfan geworden.

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Viele buddhistische Tempel sind für jeden zum Gebet zugänglich

Rein zufällig fällt unsere Zeit in Bangkok zusammen mit den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen des Wat Rajapradit Tempels, eines Tempels, in den sich auch der König teilweise für seine Studien zurückzieht. Zu den Festlichkeiten gehören abendliche Vorführungen traditioneller Thaitänze und Puppenspiele. Sie finden auf den Grünflächen in der Nähe des Tempels statt und wir sind drei Tage lang jeden Abend dabei. Wir dürfen sogar in die Räumlichkeiten des atemberaubend schönen Tempels, der nur für den feierlichen Anlass erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ein freiwilliger Helfer führt uns herum. Er spricht sehr gut Deutsch, weil er als Schüler ein Jahr zum Schüleraustausch in Hoyerswerda in Sachsen war.

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Ein kleiner Ausschnitt aus dem bunten Treiben am Floating Market

Ebenfalls sehr sehenswert, wenn auch ganz schön touristisch, ist ein Ausflug zum Floating Market außerhalb der Stadt. Auf unzähligen Holzbooten werden frisches Obst, frisch gekochte und gebratene Snacks, Hüte und allerlei andere Sachen verkauft – direkt vom Boot. Teilweise sind die Boote am Rand der Kanäle festgemacht und manche der fleißigen Händlerinnen und Händler folgen den potentiellen Kunden, die ihrerseits auf Booten durch die Kanäle streifen. Man muss gar nicht selbst im Boot sitzen, allein von Land aus ist es ein herrlicher Zeitvertreib, das bunte Treiben zu beobachten.

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Cola mit Eiswürfeln aus der Plastiktüte beim Straßenhändler

Wir machen auch einen kurzen Abstecher in die Soi Cowboy, die Rotlichtmeile von Bangkok. Neben vielen Bars, Clubs und leicht bekleideter Damen sieht man hier auch die für Bangkok ganz typischen Ladyboys. Nach dem o.g. Film hatte ich mir den Rotlichtbezirk aber dennoch etwas spektakulärer vorgestellt. Am letzten Abend fahren wir nicht mehr viel herum. Wir lassen uns in der Nähe unseres Hostels an den vielen Ständen am Straßenrand das Street Food schmecken: gegrillte Fische, Gemüse, Pad Thai Nudeln, Tintenfische, frische Säfte und Cola aus Plastiktüten. Ich gönne mir noch eine ordentlich knackende und wieder einrenkende Thaimassage und dann geht es vom erholsamen Südostasien auf eine neue aufregende Etappe: nach Indien.

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Massagen gibt es günstig und direkt im Freien


The Land of Smiles

After having spent some relaxing days on Malay Langkawi island we made our way to Thailand. To ease our travels we booked the overland trip two days in advance. In the morning we got picked up by some driver with his private car and he drove us to the other side of the island. At the ferry he bought us two tickets and told us that on the Thai side someone would wait for us who knows us. After all our travels we developed a stoic serenity in these situations, so we boarded the ship, chilled out, and caught some sleep. On the other side a woman from some small local travel agency picked us up and put us on the rear of a small lorry, a so-called songthaew. These are quite a common medium of transport here, we will see it lateron everywhere. The lady handed over a thick envelope of cash and after the two rear benches were fully occupied we left. The songthaew brought us to the bus station nearby. We expected a big coach there, but instead we got a small white van. Our lorry driver handed over the big envelope to the van driver, after having taken his share of cash out. Moppi was fascinated to see the physical cross-border cash flow. After the cash handover we left for the several hours drive to Trang where a long distance coach was waiting. After another cash handover we found ourselves in a comfy big coach towards Phuket that left half an hour before schedule and seemed to be waiting just for us.

On the Phuket peninsula we checked into a guest house at Kata Beach. The beach and its surroundings is held tightly in Russian hands. Almost everything is written in Thai and Russian, sometimes even in Russian only. The destructing tsunami has happened here almost ten years ago. The damages have been repaired since and the sea is behaving like nothing ever happened. Unfortunately not everything is as calm as the sea. After three months of traveling together we got really tired and annoyed of each other. So it happened that I spent my afternoons alone at the beach while Moppi didn’t have to share a restaurant table. But it will get better again.

After a few days we moved to Rawai on the other side of the peninsula. Decades ago this was one of the first bathing beaches in Phuket. The 2004 tsunami washed out the beach significantly and nowadays it rather serves as anchor place for fishing boats. Closeby the speed boats leave every other minute towards the small islands around. Kho Bo is said to be beautiful, so spontaneously we bough two tickets and were driven to the landing area. Then came the surprise: „No, sorry, today we don’t go to Kho Bo, only to Coral Island.“ Well, why not? Coral island sounded nice too. However, after our arrival we changed the name to China Island as we apparently landed on the Chinese tourist hotspot. Loads of Chinese tourists get deported over here. The food and the activities were booked for them in advance, and there were a dozen of Chinese tour guides telling people where to go and what to do there via megaphone. Because most Chinese cannot swim, hundreds of them were standing in the hip deep water wearing their life jackets. Maybe there were blooming corals once that gave the island its name, but there are hardly any left. Moppi and I decided not to to be upset about our mislead island trip and started even enjoying watching what was happening from afar. Finally the upcoming thunderstorm drove us back to the other shore.

The main reason for us visiting Rawai was a diving school that was explicitly recommended to us by Dirk, our diving instructor in Bali. Poseidon Diving was established in the 1970s by Klaus who discovered most of today’s known diving spots in that area back then. Klaus being over 70 years old is still going on diving safaris with his clients. He could not accompany us because he was leaving for a several days trip the same day. We were eight people on the boat, two crew members, our diving guide Max, a couple from Osnabrück, a guy from Berlin, Moppi, and I. It was an amicable small group. The guys went to two dives, while the girl and I went snorkelling. Between the two dives we got delicious lunch and fresh pineapples on deck. We planned to get to Bangkok that evening directly after we would have been back from our trip. As Moppi had too much nitrogen in his blood from diving he could not fly yet. Therefore the night bus was our best bet. Nothing was booked yet. In the past we would have been nervous to go on a day trip without knowing if and how we can travel on. By now we know that there is always a way. If we cannot catch this bus, we take the next one, or we fly the next day or whatever. But everything went smoothly and early next morning we arrived at the capital after a ten hours ride.

Drawn by wild Bangkok movies such as ‚Hangover 2‘ I booked a hostel close to the legendary Khao San Road but I got vastly disappointed. The only exotic thing there were stalls selling fried insects. Apart from that it seemed like a Thai Ballermann. There is vodka sold in buckets, techno and herds of European party tourists. Bangkok itself is a nice mixture of the South East Asian megacities we have seen so far: not as chic as Kuala Lumpur, and not as dirty and with a crazy traffic like Jakarta. We strolled through the streets and looked at some sights we found on the way. Sometimes we just hopped onto a random bus, went where it took us, looked around, and randomly hopped off. This way we found one or the other interesting area and once we ended up in a newly opened cat cafe. Since our stay in Kuala Lumpur Moppi has become a huge fan of cats.

Our stay in Bangkok coincided with the festivities for the 150th anniversary of the Wat Rajapradit, a temple the Thai King is using for retreat and his studies. A part of these festivities were evening shows of traditional Thai dances and puppet shows. It took place on the lawns around the temple and we spent all our three evenings there. We were even allowed to enter the very temple that struck us with its stunning beauty. It was the first time it got opened to the public. A volunteer was showing us around. He spoke German quite well because he spent one year in Hoyerswerda in Saxony as a high school exchange student.

Another place worth a visit, although very touristic, was the floating market outside the city. Fresh fruits, cooked and fried snacks, hats and all kinds of stuff are sold on numerous wooden boats. Part of the boats are tied at the channel sides and others steered by busy merchants are following their potential customers who are sitting on boats themselves. You don’t have to sit on a boat yourself, it’s also fun to stand on land and watch what is happening all around you.

We also paid a short visit to the Soi Cowboy, the red light district of Bangkok. Apart from many bars, clubs, and sparsely dressed girls you also see the ladyboys Bangkok is famous for. I imagined it to be more spectacular. The very last night we decided not to go far away. We just enjoyed all the streetfood around our hostel area: fried fish, vegetables, pad thai noodles, octopus, fresh juices, and Coke served in a plastic bag. I treated myself with a traditional thai massage, that made my bones crack, before we left the cosy and relaxing South East Asia for a new exciting stage: India.

6 Gedanken zu “Im Land des Lächelns

  1. Wieder wunderschöne Fotos! Danke für das ausführliche Update! Ich musste schmunzeln als ich las: „für ein Jahr zum Schüleraustausch in Hoyerswerda in Sachsen war.“ Die Welt ist doch so klein…

  2. Hey ihr beiden, vielen lieben Dank für eure Karte von den Floating Markets. Habe nun stundenlang euren Blog gelesen, damit ich eine Idee bekomme ‚was‘ alles nicht auf die Postkarte passt. Ein wirklich schöner Blog. Toll geschrieben, beeindruckende Bilder,… Man ist euch trotz der Ferne ganz nah. 🙂
    Lustig, dass ihr nur drei Wochen nach mir mit Scooter durch Bali gefahren seid… Eine sehr authentische Zusammenfassung des Verkehrs! Nun muss ich leider schlafen gehen. Bin aber nun angefügt und eurer Blog nun in den Favoriten. Habt weiterhin eine so erlebnisreiche, einmalige Zeit und wir lesen uns…
    LG, die Anja

  3. Hallo Ihr Zwei,
    es macht riesen Spaß Eure Tour in Euren Berichten mit zu erleben. Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß.

    Liebe Grüße Vera aus Dohna

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