Zurück zum Strand

Nachts um 2:00 landen wir verspätet in Chennai. Sid und Prisci, die wir im frostigen und dunklen Manali kennengelernt haben, haben uns zu sich eingeladen. Jetzt noch dort aufzuschlagen finden wir unhöflich und so übernachten wir auf Flughafenbänken. Am nächsten Morgen nehmen wir uns ein Tuktuk in den Vorort Chennais, in dem die beiden wohnen, und kommen der Einladung nach. Wir vier freuen uns wahnsinnig über das schnelle Wiedersehen und frühstücken erst einmal zusammen. Leider muss Prisci dann los zur Arbeit, aber Sid unternimmt mit uns eine ausführliche Spritztour durch die Stadt. Zuerst zeigt er uns ihre Lieblingsstrände Marina Beach und Elliotts Beach. Endlich mal wieder Strand, nach so vielen Bergen und Winterlandschaften! Die Strände sind für indische Verhältnisse ziemlich sauber. Aufgrund der starken Strömungen hier badet kaum jemand. Die meisten genießen das Meer nur mit den Füßen. Sid sagt, eine Frau im Bikini wäre hier undenkbar.

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Für den Spaß der Kinder müssen die Männer mächtig kurbeln

Ein paar Autominuten vom Strand entfernt steht die katholische Kirche, in die Prisci und Sid sonntags gehen. Sie sieht ein bisschen aus wie ein bunt blinkendes Tohuwabohu aus Weihnachtsdeko und ist brechend voll. Moppi und ich zünden dort Kerzen an, die wir von Sids Bekannten, der Kerzenladenbesitzerin, geschenkt bekommen haben. Sid schlägt uns auch vor zu beichten. Aber darauf verzichten wir lieber. Das dauert zu lange und wir haben Hunger. Das Restaurant der Wahl ist gleich gegenüber. Prisci und Sid gehen hier oft nach dem Gottesdienst essen. Für uns ist es das ersten Mal auf der Reise, dass wir auf typisch indische Art essen: mit der Hand. Sonst hatten die Kellner uns immer sofort als Touris klassifiziert und uns Besteck gereicht, was wir auch gern benutzt haben. Inder essen mit der rechten Hand. Da die meisten Inder früher kein Klopapier benutzten, sondern lediglich Wasser und die linke Hand, gilt diese als unrein und man isst nur mit rechts. Gar nicht so einfach! Wir bekommen ein großes Bananenblatt als Platzdeckchen und Teller in einem. Darauf kommt Reis, Dosa, ein pfannkuchenähnliches Brot mit Masalafüllung, verschiedene vegetarische Soßen, Sambar genannt, und diverse frittierte Teigtaschen. Und dann wird schön mit rechts drin herum gerührt und getitscht! Eine wahre Sauerei bei uns Anfängern. Am Ende zeigt uns Sid, wie man das Blatt korrekt zusammen faltet. Ob von oben nach unten oder umgekehrt ist entscheidend; je nachdem, ob es gut geschmeckt hat oder man nie wieder kommt.

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Frisch angerichtet aus der Tamil-Küche

Die folgenden Tage haben unsere Gastgeber keine Zeit, uns in die Stadt zu begleiten. Kein Problem. Es gibt genug Tuktuks an jeder Ecke. Aber da legen die beiden sofort ihr Veto ein. Sie lassen sich um ihre Gastfreundschaft nicht lumpen. Sid bestellt uns einen persönlichen Fahrer, der uns die Stadt zeigen wird und uns nebenbei auch eine Menge über Chennai erzählen kann. So einen Luxus können wir unseren Gästen in Deutschland nicht bieten. Unser allwissender Chauffeur bringt uns zu den üblichen Sehenwürdigkeiten, zeigt uns aber auch Dinge, die wir uns von selbst nicht angeschaut hätten. Sid war es beispielsweise sehr wichtig, dass wir das Vivekananda-Haus besuchen. Vivekananda war ein indischer Philiosoph im 19./20. Jahrhundert, der viel dazu beigetragen hat, die indische Kultur in Amerika und Europa publik zu machen. Uns kommt es so vor, als ob heutige Motivationsredner viele seiner lebensbejahenden Weisheiten und Ansichten gern in ihren Programmen verwenden. Wir tauchen in die Kultur etwas mehr ein, als wir einigen der großen hinduistischen Tempel Besuche abstatten. Ohne Frage war der Kapaleeshwar Tempel der beeindruckenste. Vor dem Betreten eines Tempels zieht man die Schuhe aus und lässt sie am Eingang zurück (und hofft, dass sie später noch da sind). Gespannt beobachten wir das Treiben. Der Tempelbesuch scheint nicht nur ein religiöses Ritual zu sein, sondern scheint auch als gemeinschaftlicher Treffpunkt und Ort zum Verweilen zu dienen. Des Öfteren werden wir angesprochen und gefragt, ob es uns hier gefällt. Unsere Bewunderung der vielen filigranen Skulpturen über dem Eingang ist anscheinend sehr offensichtlich.

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Hunderte bunte Figuren zieren die Türme der Tempel

Abends verwöhnt uns Priscilla mit indischer Hausmannskost. Zum Nachtisch gibt es Schwarzwälderkirschtorte und den ein oder anderen Cocktail. Die Abende werden meist lang und sehr lustig. Sid und Prisci sind einfach cool, haben schon einiges von der Welt gesehen und sind zu jedem Spaß bereit. Schade, dass unsere fast sechs Wochen in Indien nun doch zu Ende gehen. Wir hatten uns so viel für dieses Land vorgenommen: Yoga und Meditation ausprobieren, vielleicht einen Tanzkurs machen oder indisch kochen lernen. Umgesetzt haben wir davon nichts. Einerseits, weil wir mit dem Reisen schon gut unterhalten waren, andererseits dauern viele Sachen in Indien eben sehr lange. Nur ein Beispiel: Das Verschicken von ein paar Weihnachtspaketen hat uns einen halben Tag und eine Reise quer durch die Stadt gekostet. In Indien muss man Pakete vor dem Versenden in hellen Stoff einnähen lassen. Vor dem Postamt in Neu-Delhi gab es aber keinen Paketeinnäher und vor dem Hauptpostamt quer durch die Stadt auch nicht. Ein älterer Herr hatte dann Erbarmen mit uns und hat uns zu einem Schneider gefahren, von dem er wusste, dass der auch Pakete einnäht. Alles nicht so einfach manchmal.

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Ein dickes Dankeschön für die tolle Zeit

Prisci und Sid bringen uns noch zum Flughafen und dann geht es nach Sri Lanka. Unser indisches Visum ist ausgelaufen, deshalb verbringen wir fünf Tage auf Sri Lanka (ehemals Ceylon), bevor wir unsere Weiterreise nach Afrika antreten. Die beiden haben uns Hikkaduwa im Süden der Insel als Urlaubsort empfohlen. Wegen des Bürgerkriegs der Tamil Tigers bis 2009 ist der Norden noch etwas kritisch. Angeblich sind dort noch einige Landminen im Boden versteckt. Tamil ist in Sri Lanka eine der beiden offiziellen Landessprachen. Sie wird auch in Chennai und dem gesamten Bundesstaat gesprochen. Prisci und Sid sprechen auch Tamil miteinander. Auf den ersten Blick wirkt Sri Lanka sehr indisch, nur viel sauberer und dünner besiedelt. Hikkaduwa selbst ist scheinbar wie Phuket ein beliebtes russisches Reiseziel. Mal wieder steht alles auf Russisch geschrieben. Auch das Taxi vom Flughafen teilen wir mit einem russischen Paar. Am Ende wird unser Fahrer ausfallend, weil er ganz dreist zusätzlich zum vereinbarten Festpreis noch die Mautkosten von uns eintreiben will. Da wir derartige Spielchen schon kennen wird es nur ein kurzer Streit und er fährt ohne die zusätzliche Kohle weiter. Es ist gerade Hochsaison aber mit etwas Glück finden wir ein recht abgeranztes und billiges Hotel, welches aber direkt am Meer liegt. Nachdem Moppi alle Kakerlaken im Zimmer erledigt hat, können wir auch drin schlafen. In den nächsten fünf Tagen faulenzen wir, was das Zeug hält. Die Wellen sind für uns Anfänger zum Surfen zu hoch, auf buddhistische Tempel haben wir keine Lust mehr und weil wir beide Ohrenschmerzen haben, geht Tauchen nicht. Naja, die Ruhe tut auch mal gut. Auch ein Reisender braucht mal eine Verschnaufpause bevor es zum nächsten Kontinent geht.

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Ja ja, so kann man es aushalten


Back to the beach

Delayed again we landed in Chennai around 2 am. Sid and Prisci who we met in frosty and dark Manali invited us to stay at their place if we should ever visit Chennai. We found it inappropriate to drop in that late at night at night, therefor we spent the night on some airport benches. Early next morning we took a tuktuk to the suburb of Chennai where they live. All of us were really happy about our reunion and first took a long breakfast together. Unfortunately Prisci had to go to work afterwards, but Sid took us on an extensive trip around the whole city. First he showed us their favourite beaches Marina beach and Eliotts beach. What a pleasure. Finally some beaches after all those mountains and winter landscapes! The beaches are quite clean by Indian standards, but because of the strong currents hardly anyone is swimming here. Most people enjoy the sea by partial dips of their legs only. Sid said that a woman wearing a bikini here would be unthinkable.

After enjoying the beach it took us only a few minutes by car and we arrived at the Catholic church that Prisci and Sid often go to on Sundays. It looked a bit like a chaos of colourful flashing lights and Christmas decorations and it was packed. Moppi and I lighted some candles that we got as a gift by the lady who owns the candle shop next door, a friend of Sid’s. Sid also proposed for us to confess. But we would rather not, it would take to long and we already got hungry. The place to be and eat was right across the street. Prisci and Sid often take their lunch here after the mass. For us this was the first time on our trip that we ate the typical Indian way: using our hands. Usually the waiters quickly identified us as tourists and brought us cutlery that we thankfully used. Indians always eat with their right hand. As most Indians didn’t used toilet paper in the past but water and their left hand, the left hand is considered dirty and therefore the right hand only is used for eating. It’s not so easy! We got a big banana leaf as a plate. On top we got rice, dosa, a pancakelike bread with masala filling, many vegetarian sauces called sambar and different fried dumplings. And then we started stirring and dipping with our right hands. What a mess for us beginners. In the end Sid showed us how to finish a meal correctly by folding the leaf. It matters a lot if you fold it down from the top or the other way around; the first means you liked the meal, the latter you will never come back.

The next days our hosts didn’t have time to go the city centre with us. As there are enough tuktuks at every corner that wasn’t a problem at all. But both of them protested. They didn’t want theit hospitability be put in question. Sid ordered us a personal driver who would show us around the city and tell us a lot of insider information. We could never offer such a luxury to our guests in Germany! Our chauffeur who knew everything about Chennai brought us to the usual sights but showed us also some things that we would never have visited on our own intent. For example it meant a lot to Sid for us to see the Vivekananda house. Vivekananda was an Indian philosopher of the late 19th century who took credit for bringing the Indian culture to America and Europe. To us it seemed like many contemporary motivational speakers use his life-affirming wisdoms and mantras for their speeches. We dug a bit deeper into the Indian culture when visiting some of the Hindu temples. No question the Kapaleeshwar temple was the most impressive one for us. Before entering a temple you take off your shoes and leave them at the entrance (and hope that they will still be there when you return). Curiously we observed the daily temple routine. Visiting a temple seems not only a religious ritual, but also a social meeting point and a place to linger. Often people talked to us and asked if we like it. Our admiration of the delicate little sculptures over the entrance seemed to be very obvious.

In the evenings Priscilla spoilt us with Indian homemade food. For dessert we had blackforest cake and some cocktails. The evenings were long and merry. Sid and Prisci are simply very cool people, they have travelled a lot and are always ready for every fun. It’s a pity that our almost six weeks in India were going to an end. We had so many plans for this country: try out yoga and meditation, maybe join an Indian dancing class, or learn to cook an Indian dish. What we achieved of those: nothing. This is because firstly we were so busy and entertained just by our travels and secondly many things take much more time in India. One example: just sending some Christmas gifts home took us half a day. In India you have to sew a package in white cloth before sending it. In front of the post office in New Delhi there was nobody to sew the package in cloth, neither was there someone in front of the main post office across the whole city. An old man was pitying us, so he drove us to a tailor he knew who would also sew in packages. Sometimes it was really not so easy.

Eventually Prisci and Sid drove us to the airport and off we went to Sri Lanka. Our Indian visa expired, therefor we spent five days on the island, formerly called Ceylon, before continuing our travels to Africa. Our hosts recommended Hikkaduwa in the south of the island as a nice holiday spot to us. Due to the Tamil Tiger’s civil war raging in the north until 2009 it made it a critical place for holidays. Rumour has it that there are still landmines hidden in the ground. Tamil, by the way, is one of the two official languages in Sri Lanka. It is also spoken in Chennai and the surrounding state. Prisci and Sid also speak Tamil to each other. At first sight Sri Lanka looks like India, but much cleaner and much less populated. Hikkaduwa itself is a popular Russian holiday destination like Phuket. Again everything is written in Russian. We also shared the taxi from the airport with a Russian couple. In the end our driver behaved unruly as he was trying cheekily to make us pay the toll on top of the prior agreed all inclusive price. We already got used to these kind of tricks and after some argument he had to leave without additional money. It was high season but after some searching we found a very cheap and worn down hotel, but the most important feature was provided: direct beach access. After Moppi took care of all the cockroaches we could sleep in the room. The next five days we chilled out and did nothing. The waves were too high for surfing beginners like us, we have visited enough Buddhist temples, and we both had inflamed ears, so we couldn’t go diving. Well, some tranquility did us good. Even a traveller needs a break before going to the next continent.

3 Gedanken zu “Zurück zum Strand

  1. Hey Franzi und Moppi
    Toller Bericht wieder! Indien war ja wirklich intensiv…
    Jetzt kommt ja bald Africa 🙂
    Hoffe es geht euch gut und lass mal von euch hören, sobald ihr dann auf den nächsten Kontinent gehopst seid.
    Liebe Grüße
    Regine & Jason

    • Hallo ihr Lieben,

      ja Indien war wirklich intensiv! Afrika allerdings auch. Morgen verlassen wir den Kontinent und dann werden wir uns hoffentlich wieder ans Schreiben machen können.

      Lasst es euch gut gehen,
      Frop

  2. Just a few days of friendship but it seems like a life time…
    Thanks.. and next time no halting on airport.. 24×7 ANYTIME you are welcomed .. even without saying ..

    And btw , prisy did not spoil you with Indian food, It is all Singapore / Malaysian Fusion food taken by Indians and malays which you won’t get it in India.. since you said you did not stayed much in Singapore and Malaysia..

    And also you forgot about the movie night we had, where you slept half way but claimed to know the full movie.. lol

    We had lots of fun time teasing moppi ..
    Please tell him I miss him

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