Durch Sibirien zu Dschingis Khan

In Omsk bemerken wir noch rechtzeitig, dass alle Abfahrtszeiten in Moskauer Zeit angegeben werden. Glück gehabt, sonst hätten wir viel zu früh am Bahnhof gestanden und fünf Stunden auf unseren Zug in die Mongolei warten können. Dieses Mal lassen wir es richtig krachen und fahren 2. Klasse, da die 3. ausgebucht war. Falls jemand von euch auch mal solch eine Fahrt plant, ist es ratsam, das Ticket in Russland zu kaufen. Deutsche Agenturen verlangen teilweise ordentliche Aufschläge.

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Gar nicht so einfach, Bilder aus dem fahrenden Zug zu schießen

Statt im offenen Waggon fahren wir in einer Viererkabine und bleiben allein. Wir freuen uns über die ungewohnte Privatsphäre, finden es aber schade, keine Einheimischen zu treffen. So wie die Fahrt Moskau-Aralsk hatten wir uns eigentlich die Transsib vorgestellt. Wir haben extra Dinge eingekauft, die man gut teilen kann, wie Bier und Süßigkeiten und nun haben wir niemanden zum Teilen. Die Kabinen in den umliegenden Waggons sind mit Westeuropäern und Amerikanern belegt, was für uns nicht so spannend ist.

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In der Abendsonne vorbei am Baikalsee

Die Fahrt ist sehr entspannend. Es geht vorbei an hügeligen Herbstlandschaften, vielen kleinen Dörfern, Holzhäusern mit bunten Fensterläden und Türen und durch einige graue sibirische Großstädte. Die Größe des Baikalsees, dessen Ufer wir mehreren Stunden folgen, ist sehr beeindruckend. Wir wären gern in Ulan Ude ausgestiegen um ein paar Tage am See zu verbringen, aber leider ist unser russisches Visum bereits abgelaufen.

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Eines der vielen bunten Holzhäuser entlang der Strecke

Weil man am Ende jedes Wagens ganz bequem heißes Wasser aus einem Samowar bekommt, ernähren wir uns fast ausschließlich von Fertignudeln. Nach 60 Stunden haben wir es dann geschafft und freuen uns auf Duschen und Schlafen. Bei Sonnenaufgang kommen wir in Ulan Bator an und werden auf dem Bahnsteig sofort von Taxifahrern und Frauen umringt, die uns eine Unterkunft und Touren ins Umland anbieten. Von den zwei vertrauenswürdigsten Frauen lassen wir uns in unsere Unterkunft fahren. Wir haben mal wieder wahnsinniges Glück mit unserer Bude und wohnen weitaus feudaler als in Berlin.

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Blick aus einer der einfachen Siedlungen auf das moderne Stadtzentrum

In der ersten Wochen ruhen wir uns aus, waschen Wäsche, Moppi kuriert seine Erkältung aus, die er sich in den kalten Nächten im Zug geholt hat, und ich streife allein durch die Museen und Cafes der Stadt und lasse mich massieren (sie ist auf mir herumgelaufen und hat mir fast das Genick gebrochen, so hat es geknackt!). Moppi lässt sich in einem zwielichtigen Viertel die Haare schneiden. Die Friseurin versteht uns zwar nicht, macht aber ihre Sache super und das für weniger als 2 Euro.

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Franzi bei kurzfristigem Wintereinbruch vorm Regierungspalast

Der mongolische Nationalheld Dschingis Khan aus dem 12. Jahrhundert ist hier noch allgegenwärtig. Er ist auf fast jedem Geldschein abgebildet und der deutsche Song aus den 70ern erfreut sich beim Karaoke immer noch großer Beliebtheit. In einer Tempelanlage bestaunen wir das Zuhause des letzten Khans, Bogd Khan, der vor ca. 100 Jahren hier residierte. Außer uns sind hauptsächlich Schulklassen unterwegs. Wir werden von Schülern einer ersten Klasse umringt, die einen riesen Spaß haben, uns auf englisch zu begrüßen, sich vorzustellen und dann lachend wegzulaufen.

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Wenig später im Museum lernen wir die halbe Klasse kennen

Das Atmen fällt sehr schwer in der Stadt, man bekommt ständig Dreck in Augen und Nase. Ulan Bator ist laut WHO die Stadt mit der zweitschlechtesten Luft weltweit. Das liegt zum Einen am hohen Verkehrsaufkommen, die Russen hatten die Stadt für weniger als die Hälfte der aktuell 1,3 Mio Einwohner geplant, als auch an den vielen Jurten in den Vororten, die vornehmlich mit Kohle heizen. Nach ein paar Tagen lechzen unsere Lungen nach frischer Landluft.

Ein Gedanke zu “Durch Sibirien zu Dschingis Khan

  1. Wieder tolle Bilder ihr Zwei! Ist die akrobatische Mühe mehr als wert Moppi 🙂
    Diese Weite des Landes ist wirklich atemberaubend…

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