Früh am Morgen bauen wir unser Lager ab und entdecken unseren ersten Plattfuß. Uns war klar, dass das nicht ausbleibt. Heute haben wir aber noch einen Tag im Etosha Nationalpark vor uns. Da der Reifen nur sehr langsam Luft verliert, gehen wir das Risiko ein und fahren trotzdem. Unterwegs behelfen wir uns mit gelegentlichem Aufpumpen. Dieses Mal fahren wir zum anderen Ende des Parks. Obwohl wir dabei einige Wasserlöcher besuchen sehen wir nur wenige Tiere. Erst gegen Ende unserer Safari sehen wir von Weitem eine Ansammlung von Fahrzeugen. Da der Park ansonsten sehr leer war, muss es da etwas Besonderes geben. Wir gesellen uns dazu und da ist es endlich: eines der Spitzmaulnashörner! Wir bleiben sehr, sehr lange und genießen den Fund, mit dem wir gar nicht mehr gerechnet hatten.
Zufrieden verlassen wir den Park am Südausgang und fahren weiter bis Outjo, einer Kleinstadt mit deutlich deutscher Vergangenheit. Nach einigem Suchen finden wir dort einen etwas versteckten und sehr gemütlichen Campingplatz etwas außerhalb der Stadt. Und keine Viertelstunde nach unserer Ankunft springen wir in den hauseigenen Pool mit Aussicht. Außer uns gastieren dort nur Pärchen im gehobenen Alter, die alle in den komfortablen Gästehäusern schlafen. Den Campingplatz haben wir also ganz für uns allein. Beim Grillen kommen wir mit einem amerikanischen Paar ins Gespräch. Sie sind beide im Rentenalter, haben sich aber erst vor wenigen Jahren im Internet kennen gelernt. So kann’s gehen. Da die Hausherren, ein junges Pärchen mit Baby, so viel zu Essen gemacht haben, dass es nicht alle wird, laden sie uns ein an dem reichhaltigen Buffett teilzunehmen. Es wird ein interessanter Abend und wir fallen spät und sehr, sehr satt in unser Zelt.
Am nächsten Morgen steuern wir als erstes die Werkstatt in Outjo an und lassen unseren Platten reparieren. Bis das erledigt ist, warten wir in der deutschen Bäckerei direkt gegenüber, frühstücken und lesen die Allgemeine Zeitung, Namibias deutsche Tageszeitung. Mit geflicktem Reifen geht es dann langsam weiter zur Hauptstadt Windhoek. Aber irgendetwas passt nicht. Nach einer Weile stellt Moppi fest, dass der Wagen immer stärker nach rechts zieht. Damit ist der Fahrspaß für Moppi erst einmal verdorben. Es geht zwar und wir können fahren, aber Moppi muss die ganze Zeit leicht gegensteuern und hat ein sehr mulmiges Gefühl.
Die Innenstadt von Windhoek hat den Charme einer westdeutschen Kleinstadt. Die Straßennamen sind fast alle deutsch. Es gibt ein paar Sehenswürdigkeiten, wie das Reiterdenkmal und die Christuskirche, aber wenn man mit dem Auto ein wenig durch die Stadt fährt, hat man ansonsten schon so ziemlich alles gesehen. Leider gibt es in der Stadt keinen Platz zum Campen und auch die Hostels sagen uns nicht zu. Also fahren wir ins Umland und suchen uns dort etwas. Ein weißer Namibier betreibt unweit der Stadt eine kleine Campinganlage auf seinem Grundstück in den Hügeln. Wir sind die einzigen Gäste. Schnell kommen wir ins Gespräch und werden an unsere Unterhaltungen mit weißen Afrikaner in Südafrika erinnert. Allerdings scheint unser Gastgeber dem Umschwung trotz negativer Erfahrungen positiv gegenüber zu stehen. Er findet es gut, dass die Regierung zunehmend auch von der schwarzen Bevölkerung gestellt wird. Allerdings wurde hier viel versäumt und es muss noch viel gelernt werden. Die alten Strukturen sind nach wie vor weit verbreitet: reiche Weiße und arme Schwarze, die versuchen, ihr Stück vom Kuchen zu bekommen. Gerade laufen ein paar Umbauarbeiten auf seinem Grundstück, aber es geht nur schleppend voran, da die Arbeiter nach ein paar Tagen nicht mehr zum Dienst antreten und außerdem immer wieder Baumaterialien verschwinden.
Nach einer durchregneten Nacht lassen wir Windhoek hinter uns und steuern Richtung Küste, nach Swakopmund. Die Stadt ist ein bekanntes Ausflugsziel. Touristen und Campingplätze sind hier keine Seltenheit. Alles ist ein bisschen größer und standardisierter als auf den kleinen Plätzen, auf denen wir bisher unser Lager aufgeschlagen hatten. Auf unserem Luxuscampingplatz hat jeder ein eigenes Häuschen mit Bad, Kamin und Außenküche. Als wir das Zelt aufbauen bemerken wir, dass unsere Matratze leider immer noch pitschnass vom Regen der letzten Nacht ist. Aber Abhilfe ist nah. Direkt uns gegenüber campt ein Rentnerpaar aus Südafrika, die schnell mitbekommen, worum es geht, als Moppi die große Matratze aus dem Zelt wuchtet. Ungefragt stehen sie keine Minute später mit ihrem Heißlüfter und Verlängerungskabel an unserem Häuschen und bieten ihre Hilfe an. Am Abend bringen wir die Sachen zurück und lassen uns von den langjährigen Campingerfahrungen berichten. Beide haben schon ordentlich Wein getrunken und die Frau des Hauses muss ihren Mann immer wieder davor bewahren, über Campingschnüre oder Absätze zu stolpern. Die Freundlichkeit uns gegenüber, die Fürsorge füreinander und diese nach so vielen Jahren immer noch vorhandene Abenteuerlust machen die beiden trotz ihrer Verschrobenheit sehr sympathisch.
Der kalte Wind diese Nacht ist noch unangenehmer als der Regen die Nacht davor. Entsprechend froh sind wir, als wir wieder im warmen Auto zu unserer nächsten Station sitzen. Wir haben irgendwo gehört, dass es am Cape Cross eine riesige Seehundkolonie gibt. Das ganze Gebiet ist ein Naturschutzpark und kostet auch Eintritt. Wir sind fast die Einzigen am Wärterhäuschen. Auf dem Parkplatz steht nur eine schwere BMW Maschine, bis oben bepackt mit Ersatzreifen, Kanistern, Zelt, Nahrungsmitteln und Kameraausrüstung und mit österreichischem Nummernschild. Sie gehört Alfred, einem verrückten, alten, jung gebliebenem Rentner, der seit Monaten mit dem Motorrad quer durch Afrika tourt, während seine Frau zuhause wartet. Wir schnacken nur kurz, den Alfred ist auf dem Sprung und hat nur wenig Zeit. Noch eine kurze Warnung vor dem betäubenden Geruch der Seehundkolonie und dann ist er auch schon wieder auf dem Weg.
Alfred hat nicht übertrieben. Es stinkt. Es stinkt bestialisch. Es sind tausende Seehunde, die einen Lärm und einen Gestank verbreiten, der fast unerträglich ist. Sie wuseln nicht nur am Strand, sondern dösen und robben auch auf der Aussichtsbrücke für Besucher herum, streiten, bäumen sich auf und brüllen ohrenbetäubend. Der Gestank verschlägt mir fast den Atem. Trotz Riechsalz aus Thailand halten Moppi und ich es keine Viertelstunde aus. Für unsere Sachen war das jedoch schon ausreichend Zeit den Seehundgeruch bis in die letzte Faser aufzunehmen. Zurück am Auto ziehen wir uns sofort um. Den Nachmittag verbringen wir gemütlich in Swakopmund. Wie sehen uns die Innenstadt an und flanieren den Strand entlang. Besonders am Strand wirkt es wie ein Kurort an der Ostsee, mit einer Seebrücke und ringsumher Häusern in altdeutschen Manier. Zum krönenden Abschluss kehren wir in eine deutsche Bäckerei ein, essen Schweineohr und wen sehen wir dort wieder: Alfred! 🙂
How we met Alfred
Early next morning we broke our camp and discovered our first flat tire. Of course we expected this to happen at some point. But that day we had another day in Etosha Park planned. As the tire was deflating pretty slowly we risked going on the trip and inflating it from time to time in the park. This time we drove to the other end of the park, in the west. Even though we stopped by many water holes we spotted very little game. When we were about to leave the park we saw a crowd of cars and we haven’t seen so many vehicles anywhere else, so there must be something special. We joined them and finally found: one of the rare rhinos! We stayed very long to enjoy that precious discovery that we didn’t expect anymore to come.
Happily we left the park at the southern exit and went on to Outjo, a smaller city with an obvious German history. After some searching we found a hidden but very cozy camp site outside the city. First thing we did after our arrival was jumping into the lodge pool enjoying the view into the semi-desert. Apart from us only older couples stayed at the lodge, but they slept in the comfy guest houses, so the camp site was all ours. At the barbecue grill we got to talk with an older American couple. They were both pensioners, but just met a few years ago online. Love knows no age limit! As the hosts, a young couple with a baby, had too much food they invited us to join their buffet. It was an interesting night and tired and full we went to sleep.
First thing next morning was to see the mechanic in the city centre. While our flat tire was fixed we were waiting in the German bakery across the street, enjoying a familiar breakfast and reading the Allgemeine Zeitung, the Namibian German newspaper. With our patched tire we went on to the capital Windhoek – but something was wrong. After a while Moppi found out that our car was pulling to the right side more and more, so the fun of driving was over. Somehow it worked, but Moppi had to correct a lot in oder to keep the car straight on the road. He was indeed very worried.
The city of Windhoek hast the flair of an average mid-sized West German city. Most of the street signs are in German. There are a few sights such as the Equestrian Monument (Reiterdenkmal) and the Christuskirche but when you drive around the city for a while you have seen pretty much everything. Unfortunately there was no camp site in the city and the hostels didn’t look so inviting so we went looking for a place to stay outside Windhoek. A white Namibian was running a nice camp site in the hills and we were his only guests. We got to chat quickly and what he told us reminded us largely of what white South Africans told us. Actually our host was in favor of the political change and that the power was given back to the black population despite some negative experiences. But there was still a long way to go and a lot to learn, he said. The old structures were still present: wealthy white people and poor blacks who try to get their share of the cake. At the time of our visit some construction work was running on his premises, but the work was progressing slowly as the construction workers dropped out after having worked for a few days and often the construction materials were vanishing.
After a non-stop raining night we left Windhoek to go to Swakopmund at the West coast. This city is a popular tourist destination. At the camp site everything was a bit bigger and more luxurious compared to the small places we slept at before. Here every camper had a small hut with an own bathroom, fireplace and outdoor kitchen. When we prepared our tent we realized our mattress was still soaking wet from last night’s rain but soon help was coming. Some neighbour campers observed Moppi carrying the mattress down our rooftop and understood our misery. Without asking they came and brought a hot air blower and an extension cord. Later when we returned their stuff we got to know this friendly pensioner couple from South Africa. They told us about their long years of camping experiences and this and that. Both of them already had some glasses of wine and the lady had to prevent her husband from stumbling over the camping chords and steps. Because of their friendliness, the way they were caring for each other and their wanderlust after all these years we found them very congenial despite their eccentricity.
Due to the cold wind that night was even worse that the rainy one before. Therefore we were glad to be sitting in our warm car the next morning and go to the next destination. Somewhere we heard that there is a big seal colony at Cape Cross, located in a national park. At the guard’s house we were almost the only ones. At the parking there was only a large BMW motorcycle, packed up with spare tires, canisters, a tent, supplies, and camera equipment: and an Austrian plate. It belonged to Alfred, a crazy old, but young at heart pensioner who was travelling Africa from North to South while his wife was waiting back home. We just had a short chat because Alfred was on the go and had little time. One last warning about the seals’ heavy scent and off he was.
Alfred didn’t exaggerate about the smell. It stank like hell! There were thousands of seals making an incredible noise and a disgusting smell hard to bear. They were not only bustling around the beach, but also napping and crawling on the visitors’ canopy bridge, argue, rise up, scream and made hell of a noise. The smell was hard to bear despite the smelling salt I got in Thailand and Moppi and I could only stay 15 minutes. Enough time for our clothes to adopt the smell! Back at the car we had to change clothes quickly. The afternoon we lazily spent in Swakopmund, walking around the beach and the historical centre. Especially the beach with its pier and old German style houses made us forget that we were not in a German spa resort. In the end we stopped for a bite in a German bakery and guess who was there: Alfred! 🙂
















Wieder sehr interessant und wunderschöne Bilder! Wärm einem das Herz – jetzt hier im dunklen (aber noch nicht kalten) Winter 🙂
Wir bedanken uns für eure treue Leserschaft, auch wenn wir mit dem Schreiben etwas hinterher hinken. 😉